Zin Taylor

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Studio

Zig-Zag«

 

21er Raum im 21er Haus, Wien

4. Dezember 2014 — 11. Jänner 2015

 

Zin Taylor war von Oktober bis Dezember 2014 als Artist in Residence vom 21er Haus nach Wien eingeladen. Als Artist in Residence hat man die Möglichkeit, einmal auf Distanz zum eigenen Alltag zu gehen um in einem neuen, leeren Atelier ungestört und frei arbeiten zu können, und dabei noch Wien  und seine Künstlerinnen und Künstler kennenzulernen. Diese Situation hat der gebürtige Kanadier genutzt und darauf aufgebaut. Was seit den 1960ern als Post-Studio-Practice bekannt ist, also das Produzieren von Kunst abseits von Ateliersituationen, ist dabei eher das Gegenteil davon, was Taylor betreibt. Und das, obwohl er eher der Konzeptkunst zuzurechnen ist, die diesen Begriff einst geprägt hat.

Zin Taylor arbeitet normalerweise mit Skulptur, Text, Zeichnung, Collage, Video und Audio. Sein formales Grundvokabular ist abstrakt und minimalistisch: Überwiegend in Schwarz und Weiß gehalten, sind seine Arbeiten oft mit Punkten und Streifen versehen. Allerdings sind die Strichte und Punkte zwar abstrakt, aber nur so abstrakt wie Zeichen eben sind. 

In der Linguistik spricht man von Signifikat und Signifikant, also dem Bezeichneten und dem Wort selbst, das etwas bezeichnet. Zwischen der Form des Ausdrucks und seiner Bedeutung besteht kein zwingendes Verhältnis, außer die Gewohnheit bzw. gesellschaftliche Übereinkunft über einen Verweis. Und so verwendet Tayler seine Streifen und Punkte als eine Visualisierung von Sprache und ihrer Performanz und lässt ansonsten abstrakte Zeichen zu Symbolen für Kommunikation werden. Die Ausgangsfrage ist also, wie Objekte Gedanken übersetzen und wie Ideen in Dingen manifest werden können.

Mit diesem Vokabular im Handgepäck ist Zin Taylor nach Wien gekommen. Und wie es sich für einen konzeptuellen Künstler gehört, hat er sich auch gleich ein Projekt ausgedacht, das auf den Ort eingeht - allerdings nicht auf den Ausstellungsort, sondern das Residency-Studio. Dort hat er begonnen Objekte aus Ton, Draht und Papiermaschee anzufertigen und zu zeichnen. Auf das was entstanden ist, hat er dann reagiert und wieder neues geschaffen – er hat sich sozusagen vom Material leiten lassen, versucht es sprechen zu lassen um daraus Formen zu generieren, ganz so wie man es aus der klassischen Skulptur kennt. Diesmal geht es bei ihm um die Sprache von Produktion, der Form die sich über unzählige Gedanken verselbständigt und einen Dialog mit dem Künstler eingeht.

Diese aus diesem Prozess hervorgehenden Formen nennt der Künstler „Units“, eine Formulierung die Taylor nutzt um, wie er es sagt, „describe the translation of ideas about a subject into a form about a subject. Units are what exist in physical space after the thinking and abstracting settles into shape. They are a way of handling information. The insinuation is that a thing, like a narrative, is made of many units—like how letters are used to produce words, words are used to produce a sentence, and then a statement.“

Die Elemente die im Studio entstanden sind, hat er schließlich in unterschiedlichen Kombinationen und Formationen arrangiert und fotografiert. Herausgekommen sind keine Objekte, die Ideen sind, sondern eine Geschichte über die Entstehung und Verwicklung von Gedankenströmen – eine Fotoserie über die Produktion von Dingen, wie sie gedacht werden können, nicht wie sie scheinen. Als permanent zu verhandelnde Gegenstände sind sie die Protagonisten von Taylors Narration über die Sprache von Form, und in diesem Fall einer Metanarration über die Sprache von Form mit der ein Künstler während seiner Residency zu ringen hat.

 

Zin Taylor wurde 1978 in Calgary, Kanada geboren und lebt und arbeitet in Brüssel. Taylor hatte Einzelausstellungen in Europa und Nordamerika. Seine Texte und Künstlerbücher erschienen bei Sternberg Press (Berlin), Bywater Bros. Editions (Port Colborne), Mousse Publishing (Mailand), Karma (New York) und Artforum (New York).

 

Katalog zur Ausstellung:
21er Raum 2012 – 2016
Herausgegeben von Agnes Husslein-Arco und Severin Dünser
Mit Texten von Severin Dünser, Simon Dybbroe Møller, Paul Feigelfeld, Agnes Husslein-Arco, Lili Reynaud-Dewar und Luisa Ziaja über Ausstellungen von Anna-Sophie Berger, Andy Boot, Vittorio Brodmann, Andy Coolquitt, Simon Dybbroe Møller, Iman Issa, Barbara Kapusta, Susanne Kriemann, Adriana Lara, Till Megerle, Adrien Missika, Noële Ody, Sarah Ortmeyer, Mathias Pöschl, Rosa Rendl, Lili Reynaud-Dewar, Anja Ronacher, Constanze Schweiger, Zin Taylor, Philipp Timischl, Rita Vitorelli und Salvatore Viviano
Grafikdesign von Atelier Liska Wesle, Wien/Berlin
Deutsch/Englisch
Softcover, 21 × 29,7 cm, 272 Seiten, zahlreiche Abbildungen in Farbe
Belvedere, Wien, 2016
ISBN 978-3-903114-18-0