Eva Koťátková

»Stomach of the World«

 

21er Haus, Wien

14. November 2017 – 18. Februar 2018

 

Eva Koťátková sieht die Entfaltung des Selbst als Gratwanderung zwischen inneren und äußeren Zwängen. Ihre Ausstellung im Untergeschoss des 21er Haus umkreist als raumfüllende Installation mit einer Vielzahl von Objekten ihren Film »Stomach of the World« (2017) als Dreh- und Angelpunkt dieses Gedankens. In dem surrealen und gleichsam humorvollen Film wird die Welt aus der Perspektive von Kindern erfahren, die verschiedene Übungen ausführen.
Der eigene Körper wird von den Kindern gezeichnet, ein Röntgenbild mit Stift auf Papier angefertigt, das eine Reise durch das Innere dokumentiert. Luft wird wieder eingeatmet, die andere schon verwendet haben. Das Sprechen wird zu einer Art des Essens, wenn beim Artikulieren die Wörter mit den Zähnen gebissen werden. Eine gemeinsame Autopsie des Magens von jemandem wird zu einer Lektion im Verlernen von Mitgefühl für andere. Ein Magen wird im Rahmen eines Puppentheaters mit Requisiten gefüllt, bis nichts mehr hineinpasst. Eine Schlange wird für ein Spiel vorbereitet, der Bauch genäht, ein Plan formuliert. Bei der darauf folgenden Jagd hat die Maus immer das Nachsehen. Das Innere der Schlange wird erkundet, ein Ausgang gesucht und gefunden. Es wird kopfüber gehangen in der Hoffnung, die Organe könnten sich im Körper besser anordnen. Es wird Epidemie gespielt, bis sich kein Körper mehr bewegt und es Zeit wird um sich neuen Gebieten zuzuwenden. Der Blick wird fixiert auf eine Müllhalde – den offenen Bauch der Welt. Dinge werden wiederverwertet, die Akteurinnen und Akteure werden zu Dingen – zum beiderseitigen Vorteil.
In »Stomach of the World« imaginieren die Akteurinnen und Akteure die Welt als eine Art Körper, der Objekte und Subjekte in sich aufnimmt und transformiert. Koťátková entwirft die Vorstellung einer Welt als riesige Müllhalde, auf der Dinge sich aufschichten, verrotten und einsickern; ein Magen gefüllt mit Mägen und mit dem, was sie füttert und füllt; der Magen der Welt, die Maschine in der Maschine. Es geht um eine Welt, in der die Fähigkeit zur Empathie verloren geht, Wechselwirkungen zwischen Mikro und Marko außer Kontrolle geraten sind, die Kommunikation über die Realität nicht mehr deckungsgleich mit den Erfahrungen aus dem Alltag ist, Erziehung mit Manipulation gleichgesetzt ist, Opfer und Täter nur mehr Rollen sind, und der Körper im Körper der Welt feststeckt. Die Welt als Schlange, die sich in ihrem Bauch auftürmt: Es geht um eine Politik von Essen und Gefressenwerden.
Eva Koťátková wurde 1982 in Prag geboren, wo sie auch heute lebt.